Manchmal erscheint mir unsere Welt unglaublich kompliziert, alles hängt irgendwie mit allem zusammen und richtige Lösungen für einzelne Probleme zu finden ist dementsprechend schwierig. Und dann gibt es immer wieder verblüffend einfache Wege, die zur Lösung führen. Da gibt es zum Beispiel diese Einkaufswagen; große und kleine, mit Kindersitz und ohne. Gut erinnere ich mich an die Zeit, als diese Wagen neu und ungewohnt waren. Sie standen kreuz und quer auf den Supermarktparkplätzen herum, behinderten den Verkehr und führten auch zu Unfällen. Apelle an die Kundschaft nutzten nichts und die bald für Hungerlohn eingestellten Wagenschieber konnten nicht gegen das Chaos an. Da hatte jemand die Idee kleine Verschlüsse und Ketten an den Griffen zu befestigen. Nun musste ein Euro eingeworfen bzw. eingelegt werden, der nur dann wieder herauszunehmen war, wenn der Wagen in der Wagenreihe wieder angeschlossen wurde. Das Problem war weg. Die Leute brachten ihre Wagen zurück und tun dies auch heute, wo inzwischen überwiegend völlig wertlose Plastikchips statt der Euromünzen verwandt werden. So einfach.
Sogar die Bibel kennt schon das Phänomen der einfachen Lösung und weiß, dass das nicht immer leicht anzunehmen ist. Im 2. Buch der Könige ist im 5. Kapitel die Geschichte vom Hauptmann Naaman zu lesen. Dieser erkrankt unheilbar. Ausgerechnet eine Gefangene gibt den Hinweis, dass in ihrer Heimat, beim politisch und militärischen Gegner, ein Prophet lebt, der ihn heilen kann. Beide Königshäuser der verfeindeten Staaten werden involvierte, es gibt Streit und Schwierigkeiten, doch dann zieht Naaman mit einem riesigen Berg an Geschenken los und kommt schließlich zum Haus des Propheten Elischa. Der Prophet empfängt ihn nicht, sondern schickt lediglich seinen Diener heraus und lässt Naaman sagen er solle sich 7 mal im Jordan waschen, dann sei er gesund. Naaman ist über dieses Vorgehen so erbost, dass er beschließt heimzukehren. Nur mit Mühe überreden seine Diener ihn es wenigstens zu versuchen und er wurde gesund. So einfach.
Als Diakon und Seelsorger bei den Maltesern sind mir schon oft Menschen begegnet, denen es ähnlich ging. Sie glaubten unheilbar verletzt worden zu sein von Menschen, die ihnen sehr nahe standen, oder sie hielten ihre Probleme für so chaotisch, dass sie nicht mehr an eine Lösung glaubten und kein Problemschieber der Welt helfen kann. Nach einigen Gesprächen kam es mitunter vor, dass doch eine Lösung erkennbar wurde. Mitunter war nur ein kleiner Schritt erforderlich, der mindestens so schwer war wie der des Naaman, der erst von seinen Dienern überredet werden musste, der aber doch auf der Hand lag. Und dann wie eine Befreiung: So einfach.
Wie ist es in Ihrem Leben? Kennen Sie vergleichbare Situationen? Waren Sie schon einmal verstrickt und verheddert und aussichtslos verloren, oder sind es noch? Von Herzen wünsche ich Ihnen Vertrauen in Gottes Handeln und Menschen an Ihrer Seite, die Ihnen helfen zu guten Lösungen zu finden. Vielleicht wundern Sie sich dann auch rückblickend: So einfach.
Gott behüte Sie,
Ihr
Thomas Müller,
Diakon und Referent für Malteser Pastoral